First In, First Out

FIFO ist ein Lager- und Bewertungsprinzip, bei dem jene Artikel, die zuerst eingelagert wurden, auch zuerst wieder ausgelagert oder verkauft werden. Besonders im E-Commerce mit verderblichen oder saisonalen Waren hilft dieses Verfahren, Bestandsalterung zu vermeiden, Verluste zu reduzieren und Lagertransparenz sicherzustellen.

Grundprinzip von FIFO: Struktur statt Lagerchaos

FIFO steht für „First In, First Out“ – zu Deutsch: „Zuerst rein, zuerst raus“. Dieses Prinzip beschreibt eine Methode zur Lagerorganisation und Warenbewertung, bei der die zuerst eingelagerten Artikel auch zuerst wieder entnommen oder verkauft werden.

Das FIFO-Prinzip stellt sicher, dass ältere Ware nicht im Lager überdauert, während neuere Ware unnötig früh ausgeliefert wird. Dadurch lassen sich unter anderem Verderb, Wertverlust, Überalterung und Abschreibungen vermeiden. In Branchen mit verderblichen Produkten, Verfallsdaten oder stark schwankender Nachfrage – wie z. B. im Lebensmittelhandel, in der Drogeriebranche oder bei FMCG – ist FIFO gelebte Praxis und betriebswirtschaftlich unverzichtbar.

Anwendungsbereiche im E-Commerce und Handel

Im E-Commerce, insbesondere bei einem breiten Produktsortiment und hohem Lagerumschlag, hilft das FIFO-Prinzip dabei, Lagerkosten zu senken und Prozessstabilität zu erhöhen. Es wird sowohl in der physischen Lagerhaltung (z. B. im Logistikzentrum) als auch in der buchhalterischen Bewertung von Warenbeständen eingesetzt.

Zu den typischen Anwendungsfeldern zählen:

  • Lebensmittel- und Getränkeshops mit Verfalls- oder Mindesthaltbarkeitsdaten

  • Kosmetik- und Pflegeprodukte, bei denen Haltbarkeit, Duft oder Konsistenz mit der Zeit abnehmen können

  • Mode und saisonale Artikel, die mit Trends oder Wetterzyklen altern

  • Elektronikzubehör oder schnell rotierende FMCG-Produkte, bei denen Verpackungswechsel oder technische Updates häufig sind

Durch konsequente FIFO-Anwendung wird vermieden, dass veraltete oder nicht mehr marktfähige Artikel im Lager verbleiben, während neue Ware verkauft wird.

FIFO als Bestandteil moderner Lagerlogistik

In der operativen Lagerlogistik ist FIFO nicht nur Theorie, sondern fester Bestandteil vieler Einlagerungs- und Kommissionierprozesse. In der Praxis bedeutet das:

  • Regale und Lagerplätze werden so organisiert, dass frühere Lieferungen vorne bzw. leichter zugänglich gelagert werden.

  • Warenbewegungen werden durch digitale Lagerverwaltungssysteme (z. B. ERP oder WMS) gesteuert, die automatisch darauf achten, dass ältere Bestände vorrangig entnommen werden.

  • Bei Einlagerung neuer Ware erfolgt ein Scan mit Zeitstempel, der im System die „Einlagerungsreihenfolge“ dokumentiert.

  • Die Lagerlogik berücksichtigt FIFO bei automatischen Bestellvorschlägen, um unnötige Lagerüberhänge zu vermeiden.

Vorteile des FIFO-Prinzips in der Lager- und Bestandssteuerung

Der Einsatz von FIFO bringt zahlreiche Vorteile – sowohl im operativen Tagesgeschäft als auch in der strategischen Unternehmensführung:

  • Vermeidung von Abschreibungen und Warenverfall

  • Optimierung der Lagerreichweite und Lagerkosten

  • Erhöhung der Lieferfähigkeit bei gleichzeitig niedrigem Bestand

  • Verbesserte Transparenz in der Warenbewegung und Rückverfolgbarkeit

  • Grundlage für automatisierte Disposition und Nachschubplanung

  • Steigerung der Kundenzufriedenheit durch gleichbleibend frische bzw. aktuelle Produkte

Gerade im E-Commerce, wo die Erwartung an Verfügbarkeit und Frische hoch ist und Retouren teuer sind, bietet FIFO einen klaren strukturellen Vorteil gegenüber unsystematischen oder manuellen Verfahren.

Abgrenzung zu anderen Lagerstrategien: LIFO und FEFO

Neben FIFO existieren auch andere Lagerstrategien – insbesondere LIFO (Last In, First Out) und FEFO (First Expired, First Out).

  • LIFO kommt vor allem bei nicht verderblichen Produkten oder in bestimmten steuerlichen Bewertungsmodellen zum Einsatz. Dabei werden die zuletzt eingelagerten Artikel zuerst verkauft.

  • FEFO geht einen Schritt weiter als FIFO: Hier entscheidet das Verfallsdatum, nicht das Einlagerungsdatum, über die Auslagerungsreihenfolge – besonders relevant im Pharmabereich oder bei Frischware.

Die Wahl der richtigen Lagerstrategie hängt stets vom Produkttyp, dem Risikoprofil und den logistischen Anforderungen ab.

FIFO in der Buchhaltung und Bestandsbewertung

Auch in der finanziellen Bewertung von Lagerbeständen spielt FIFO eine Rolle – etwa zur Ermittlung des Wareneinsatzes oder zur Bewertung des Lagerwerts bei steigendem oder fallendem Einkaufspreis.

Bei Anwendung der FIFO-Methode gilt: Die ältesten (günstigeren) Artikel werden als erstes verbucht – das kann bei steigenden Einkaufspreisen zu einem niedrigeren bilanziellen Gewinn führen, da günstigere Artikel im Verkauf berücksichtigt werden. In vielen Ländern ist FIFO buchhalterisch zulässig und üblich – insbesondere, wenn die realitätsnahe Abbildung des Lagerumschlags im Vordergrund steht.